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Von: Reinhard Prahl
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Lange haben Fans auf einen Neuanfang für „Percy Jackson and the Olympians“ gewartet und dem Franchise-Reboot unter Federführung von Rick Riordan auf Disney+ als Serie entgegengefiebert. Nicht umsonst, wie ein Blick auf die ersten beiden Episoden offenbart.
Spoilerwarnung - diese Meldung kann Hinweise auf die Fortführung der Handlung enthalten!
Was passiert in der Serie „Percy Jackson and the Olympians“?
Percy hat es in Percy Jackson and the Olympians (aka „Percy Jackson - Die Serie“) nicht gerade leicht. Sein ganzes Leben lang fühlt sich der Zwölfjährige bereits anders. Er sieht Dinge, die andere nicht sehen, wird gemobbt und ist zu allem Überfluss auch noch Legastheniker. Doch eines Tages ändert sich alles, und Percys Tagträume entpuppen sich als Realität. Denn er erfährt, dass er der Sohn des griechischen Gottes Poseidon und ein Halbblut ist.
Und damit steckt der Junge ganz schön in Schwierigkeiten, denn der mächtige Blitz des Göttervaters Zeus wurde gestohlen und die halbe Mythen- und Sagenwelt glaubt, er sei es gewesen. Doch glücklicherweise hat er seinen Freund und Beschützer Grover Underwood (Aryan Simhadri), ein Satyr, der ihn ins Camp Halbblut bringt. Hier lernt Percy Annabeth (Leah Jeffries) und Luke (Charlie Bushnell) kennen, die ihn bald auf eine gefährliche Mission in die Unterwelt begleiten werden.
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Endlich Percy
Es geschehen noch Zeichen und Wunder. Nach den beiden mehr oder weniger verpatzten Kinofilmen „Percy Jackson - Diebe im Olymp“ sowie „Im Bann des Zyklopen“ sahen Fans der erfolgreichen Buchreihe dem Franchise-Reboot in Serienform beim Streamingdienst Disney+ zwar mit Spannung, aber doch mit gemischten Gefühlen entgegen.
Zwar war schon länger bekannt, dass Rick Riordan bei „Percy Jackson and the Olympians“ selbst die Feder bei den Drehbüchern mit in die Hand nehmen würde. Doch in Anbetracht anderweitiger Disney-Fehlschläge wie letztes Jahr erst Willow, fiel die Vorfreude doch eher gedämpft und vorsichtig aus. Wie schön ist es da, schreiben zu können, dass Riordan und sein Partner Jonathan E. Steinberg (Black Sails) zumindest den Staffelstart richtig gut hinbekommen und den ersten Roman der Reihe mit Verstand adaptiert haben.
Die beiden Startfolgen mit den sperrigen, aber auch witzigen Titeln I Accidentally Vaporize My Pre-Algebra Teacher und I Become Supreme Lord of the Bathroom, haben nämlich alles, was es braucht, um Fans glücklich zu machen.
Gutes Pacing
Obwohl die Debüt-Folge knapp 30 Minuten benötigt, um das Publikum auf die Hauptfiguren und die Prämisse der Geschichte einzustimmen, vergehen diese aufgrund der Tatsache, dass ständig etwas passiert, wie im Fluge. Die ersten Szenen verwenden die Headwriter darauf, Percy mit visueller Unterstützung aus dem Off über seine Vergangenheit berichten zu lassen.
Der von Jungtalent Walker Scobell („Secret Headquarters“) übrigens richtig gut gespielte Halbgott lernt zwischen Außenseiterdasein und Mobbing seinen besten Freund Grover (nicht minder gut dargestellt von Aryan Simhadri) kennen. Doch so sehr dieser und Lehrer Chiron (sympathisch: Glynn Turman) auch versuchen, Percy zu beschützen, als seine Kräfte erwachen, werden schon bald die Monster seiner wahren Welt auf ihn aufmerksam. So entpuppt sich seine Lehrerin Mrs. Dodds (Megan Mullally) als Harpyien-artige Göttin Alecto und stürzt sich in einer hübsch gemachten VFX-Sequenz auf den Jungen.
Dass es von nun an temporeich drunter und drüber geht, versteht sich von selbst. Schon bald befinden sich Percy und seine Mutter Sally (warmherzig: Virginia Kull) in einem einsamen Strandhaus, wo Grover sie aufsucht. Die Tatsache, dass sein bester Freund in Wirklichkeit ein Satyr ist, quittiert das Halbblut mit dem witzigen Spruch: „Du hast ne Ziege in der Hose.“
Die Tonalität
Damit wird auch deutlich, dass es zwar heldenhaft, aber Sprüche-mäßig bisweilen auch jugendlich locker zugeht. Schließlich rangieren die Hauptfiguren samt und sonders im Teenageralter, was ein entsprechendes Vokabular dann und wann rechtfertigt. Dennoch übertreiben es die Serienmacher nicht und halten sich mit allzu modernen Jugend-Termini wohlwissend darüber zurück, dass zu viel des Guten das Potential zur Zerstörung der Immersion hat.
Insofern präsentiert sich „Percy Jackson and the Olympians“ zwar durchaus modern, aber nicht zwanghaft auf außergewöhnlich getrimmt, wie beispielsweise eben „Willow“. Tatsächlich gerät die Inszenierung an sich im positiven Sinne sogar eher konservativ und bezieht seine Stärke aus althergebrachten Fantasy-Stilmitteln. Percy begibt sich eben auf eine klassisch epische Heldenreise mit allem, was dazu gehört, und das ist auch gut so, denn genauso waren die Romane schließlich angelegt.
Die Umsetzung
Damit kommen wir zur audiovisuellen Umsetzung, und auch die kann sich hören und sehen lassen. Die Musik zur Serie stammt von Bear McCreary, der schon für die grandiosen Sounduntermalungen von Serienhighlights wie The Walking Dead, Outlander und Foundation verantwortlich zeichnet(e). Der Score nimmt starke Bezüge auf klassisch orchestrale Elemente mit epischen Einschlägen. Besonders zum Tragen kommt das im Hauptthema, das von Streichern, Blech- und Holzbläsern getragen wird. Unterstützt wird das Ganze hier und da von einem leichten Hauch Harfe, was dem Klangbild ein gut zum Thema der Serie passendes Flair verleiht.
Visuell ist „Percy Jackson and the Olympians“ gut umgesetzt, wenn die Spezialeffekte auch nicht ganz an die hochbudgetierten Hochglanzprojekte des „Star-Wars“-Franchise heranreichen. So ist beispielsweise die oben erwähnte Harpyie sehr gut umgesetzt, der Minotaurus, der ihn, Grover und seine Mutter verfolgt, jedoch zwar gut, aber auch nicht herausragend. Das ist aber nun wirklich Meckern auf hohem Niveau, denn das Creature-Design und das dazugehörige CGI sind absolut angemessen und wirkt sicherlich nicht billig oder mittelmäßig, wie in mancher High-Fantasy-Produktion der Konkurrenz.
Dasselbe lässt sich über das Szenenbild sagen, wobei dieses sogar noch einen Hauch besser ist. Die Kulissen des Halbblut-Camps im magischen Tal sind prima umgesetzt, die Requisiten passen und die Effekte, die man nicht sofort als solche erkennt (digitale Matte-Paintings, die Beine von Grover und so weiter) sind allesamt gelungen.
Die Schauspielenden
Werfen wir abschließend noch einen kurzen Blick auf die Schauspielenden. Dass die jugendlichen Hauptdarsteller ein Glücksgriff sind, wurde weiter oben schon ausgeführt. Doch auch Jason Mantzoukas als zynischer Campleiter Dionysus macht eine gute Figur. Kleinere Nebenrollen wie die der Alecto, Percys Mutter Sally oder derer Taugenichtsfreund Gabe (Timm Sharp) sind mit Feingefühl und gut durchdacht besetzt, so dass man sich schon auf die Auftritte der Götter Zeus, Ares und Hades freuen darf. Ein großer Wermutstropfen ist allerdings die Tatsache, dass Zeus-Darsteller Lance Reddick leider am 23. März 2023 verstorben ist, was das Wiedersehen mit ihm umso emotionaler für Fans machen dürfte.
Fazit
Well done! Der Staffelauftakt von „Percy Jackson and the Olympians“ ist in jeglicher Hinsicht gelungen. Dem Roman wird endlich Rechnung getragen, die Schauspielenden sind hervorragend gewählt, das Erzähltempo ist super und der Score bestechend schön.
Es ist kurzweilig und macht großen Spaß, Percy näher kennenzulernen und bei seinen ersten Gehversuchen als Halbgott und Sohn des Poseidon zu folgen. Dank der Sidekicks Annabeth, Grover und Luke bildet sich im Halbblutcamp schnell ein schlagkräftiges Heldenteam heraus, das sich vertraut und auf dem Bildschirm für massig Sympathiepunkte sorgt.
Im Verbund mit der schönen Visualisierung der Serie, den klassischen, aber nicht altbackenen Stilelementen und einer Prise Leichtigkeit präsentieren sich die ersten beiden Episoden als sympathisches Fernsehen für Jung und Alt, das sich über die Feiertage hinweg gut mit der Familie genießen lässt. Was will man mehr? Viereinhalb von fünf Halbgöttern.
Hier abschließend noch ein offizieller Originaltrailer zur Serie „Percy Jackson and the Olympians“: